In der heutigen Medienwelt wird man von Werbung, perfekten Models und Fotokampagnen gerade zu überrannt. Das diese meistens mit Photoshop bearbeitet sind, ist hierbei kein Geheimnis. Die Frage ist jedoch – ab wann wird die Bildbearbeitung zur Manipulation und wo liegt die Grenze?
Die Setzung der Grenze zwischen Optimierung und Manipulation erfolgt sehr subjektiv, da es zu dieser Thematik viele kontroverse Ansichten gibt. Meiner Meinung nach muss man als Erstes die Verwendung und die Intention des Bildes differenzieren um für sich selbst zu entscheiden in welchem Maß man die Bildbearbeitung tolerieren möchte. Diese Kategorien könnten zum Beispiel Mode, Journalismus, Kampagnen, Werbung usw. sein. Bei der Intention des Bildes sollte man hinterfragen was das Bild bezwecken soll, bzw. welchen Nutzen der Fotograf / Veröffentlicher / Benutzer daraus ziehen möchte.
Meine – subjektive – Meinung ist, dass Fotografien die für den Journalismus gedacht sind, nicht bearbeitet werden sollten, da sie uns über die Realität informieren sollen und die Wahrheit abbilden sollen. Natürlich weiß man dass die Medien uns heutzutage häufig manipulieren, dennoch sollte die Berichterstattung wahrheitsgemäß sein und die Fotografien, die uns zeigen sollen was in der Welt passiert müssen dementsprechend unbearbeitet sein. Die Intention des Veröffentlichers sollte hierbei Fokus auf die Berichterstattung setzen – ich vermute allerdings, dass durch die Sucht nach Sensationen und Schocker heutzutage, eher darauf wert gelegt wird den nächsten Skandal zu publizieren, um möglichst hohe Auflagen zu erzielen. Dies ist natürlich nicht nur die Schuld der Zeitungen, sondern auch die der Käufer, da ihnen eine normale Berichterstattung ohne unglaubliche Skandale oft nicht interessant genug ist. Extrem bearbeitete Bilderbeispiele die schon mal in den Medien publiziert wurden, findet ihr bei diesem Blogeintrag: http://peter-glaab.de/2013/06/bildmanipulation-im-boulevardjournalismus/
Im Bereich der Werbung zum Beispiel eine Werbung für die neue Wunder Gesichtscreme für Frauen, bei welcher man dann auf riesigen Plakaten ein Modelgesicht mit absoluter perfekter Haut und einem perfekt proportionierten Gesicht sieht, ist die Bildbearbeitung meiner nach viel zu massiv und manipulierend, da die Bilder dort meistens kaum noch der Wirklichkeit entsprechen. Dies ist außerdem dafür verantwortlich, dass Frauen allgemein, aber vor allem jüngere Frauen und Mädchen, ein unrealistisches Schönheitsideal vorgelebt bekommen, an welchem sie sich natürlich messen und versuchen dieses nachzuahmen. Da die stark manipulierten Bilder der Wirklichkeit aber nicht sehr nahe kommen, ist dieses Schönheitsideal so gut wie unerreichbar. Wenn Leute von dem starken Eingriff der an der Fotografie stattgefunden hat nicht wissen, kann dies für sie Komplexe und unrealistische Schönheitsvorstellungen hervorrufen und mitunter auch zu Depressionen führen und das Selbstbewusstsein sehr beeinträchtigen. Deswegen bin ich der Meinung, dass bei der Bildbearbeitung für Werbekampagnen nur kleine Sachen vorgenommen werden sollten. Dieses fast 10 Jahre alte Video von Dove zeigt sehr deutlich wie stark die Bilder von Werbekampagnen schon damals manipuliert wurden, da die Technik dauerhaft im Fortschritt ist, sind die Möglichkeiten für die Bildmanipulation heute natürlich noch viel umfangreicher. https://www.youtube.com/watch?v=iYhCn0jf46U
Außerdem würde ich es sehr gut finden, wenn es eine Kennzeichnungspflicht für bearbeitete Bilder die in der Öffentlichkeit publiziert werden geben würde, einfach um dem Betrachter mehr Transparenz zu gewährleisten und deutlich zu machen auf welchen Bildern wir jetzt die Realität sehen können und auf welchen eben nicht. Da diese Kennzeichnung allerdings keine Pflicht ist, muss man sich eben durch andere Methoden vergewissern, dass das Bild wahrheitsgemäß ist. Es gibt inzwischen eine App namens Izitru, welche man verwenden kann um zu erfahren ob ein Bild manipuliert wurde oder nicht. Mehr über diese App findet ihr hier: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/neue-app-izitru-entdeckt-gefaelschte-fotos-a-967851.html
Gegen eine zu starke Bildbearbeitung spricht sich ebenfalls der Direktor des „World Press Photo“ Wettbewerbs aus. Bereits in der Vergangenheit wurden Bilder in der vorletzten Runde des Wettbewerbs aufgrund von zu starker Bearbeitung durch die Jury disqualifiziert. Inzwischen gibt es die Regelung, dass jedes Foto das für das Finale vorgesehen sein könnte, im bearbeiteten Zustand und im unbearbeiteten Rohzustand abgegeben werden muss. Mehr dazu findet ihr hier: http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/bildmanipulation-bei-world-press-photo-a-1019620.html
Die Grenze zwischen Bildoptimierung und Bildmanipulation muss jeder subjektiv für sich entscheiden, dennoch sollte es bei öffentlich publizierten Fotografien Regelungen geben, die verbieten dass Fotografien zu sehr von der Wirklichkeit abweichen.